D/A-Topstürmer verlängert 2022

DROCHTERSEN. Stürmer Alexander Neumann (30) vom Fußball-Regionalligisten SV Drochtersen/Assel hat seinen Vertrag bis zum Ende der Saison 2021/22 verlängert. „Weil es passt, weil ich mich wohlfühle“, sagt Neumann. Und er hat noch ganz spezielle Ziele.

Vielleicht hat Neumann auch verlängert, weil D/A-Präsident Rigo Gooßen der „Lebensversicherung des Vereins“ offenbar ein Angebot unterbreitet hat, das er nicht ausschlagen kann. „Es ist wahnsinnig, was Alexander für den Verein geleistet hat“, sagt Rigo Gooßen, was für wichtige Tore der heute 30-Jährige für die Spielvereinigung erzielt habe. Mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung gibt es vom Verein so eine Art Freibrief für Neumann oben drauf. Er könne selbst entscheiden, wann er seine Karriere bei D/A beenden wolle, sagt Gooßen. Neumann lacht, als er hört, was der Präsident erzählt hat. Es ehrt ihn. Aber alles, was über den Sommer 2022 hinausgeht, sei heute noch kein Thema.

Neumann wechselte im Juli 2014 vom heutigen Ligakonkurrenten BSV Rehden zur SV Drochtersen/Assel. Damals spielte D/A noch in der Oberliga Niedersachsen. Den Aufstieg in die Regionalliga in seinem ersten Jahr in Kehdingen nennt der Stürmer als eines der prägendsten Erlebnisse in seiner Karriere. Es war schließlich sein erster Aufstieg überhaupt.

An der Profikarriere geschnuppert

Und Neumann war zuvor ziemlich herumgekommen: TSV Verden in der Jugend, die Talentschmiede des SV Werder Bremen, der VfL Bochum, Ottersberg und schließlich Rehden und Drochtersen. In der Jugendnationalmannschaft kickte er neben heutigen Weltstars wie Thomas Müller. An der Profikarriere schnupperte Neumann einst, bevor er in Bochum in der zweiten Mannschaft aufs Abstellgleis geschoben wurde.

Doch diese Zeit ist längst vergessen. Im Hause Neumann haben sich die Prioritäten verschoben. Sohn Joses bestimmt das Familienleben. Der Kleine wird drei am Sonntag. Da kann der Papa am Sonnabend entspannt beim Auswärtsspiel beim SSV Jeddeloh (16 Uhr) auflaufen und am Sonntag mit Sohnemann feiern. Neumann arbeitet 30 Stunden pro Woche als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in einer Bremer Kanzlei. Ihm bleibt die Zeit, seinen Sohn am Nachmittag aus dem Kindergarten abzuholen. Feierabendfußball bei der SV Drochtersen/Assel passt da sehr gut in den Plan. Neumann hat das perfekte Modell gefunden, wie er Fußball, Job und Familie unter einen Hut bekommen kann.

„Die Familie steht natürlich an oberster Stelle“, sagt Neumann

Aber eigentlich wolle er gar keine Rangliste erstellen, weil er die Wichtigkeit von Familie, Fußball und Job nicht vergleichen wolle und könne. „Fußball ist ein Teil von mir. Seit ich laufen kann, gehört der Fußball zu meinem Leben“, sagt Neumann. Und der Job bekäme eine immer größere Bedeutung.

Neumann wird im Alter immer besser. Der Vergleich mit dem Wein passt bei ihm. „Vor allem die Erfahrung kann mir niemand nehmen“, sagt Neumann. Er sei ruhiger geworden vor dem gegnerischen Tor, überlegter beim Abschluss. Vor fünf bis sechs Jahren sei er noch mehr gelaufen. Heute könne er körperlich nicht immer mithalten, spiele aber seine taktische Cleverness aus. Zuletzt getroffen hatte Neumann beim Heimspiel gegen den SV Werder Bremen II. Zwei Mal ließ er gleich mehrere Gegner und den Torwart alt aussehen. Diese neuerliche Spitzenleistung bescherte Neumann den Titel Spieler des Tages. Er führt diese vereinsinterne Wertung mit nunmehr acht Titeln an. Die Mitspieler profitieren von Neumanns Wissen und schauen sich in Sachen Mentalität eine Menge ab. „Das habe ich früher auch gemacht“, sagt er. Neumann erzielte in dieser Saison in 19 Ligaspielen neun Tore.

Elf Tore bis zum 100. D/A-Tor

Den Krisen-September hat die SV Drochtersen/Assel weggesteckt. Nach fünf Siegen in Serie im Oktober und im November sagt Neumann: „Wir fahren wieder Ergebnisse ein. Das ist entscheidend. Außerdem ist das Spielglück wieder da.“ D/A stehe in der Defensive wieder kompakter. Die Defensivarbeit beginnt bei den Drochtersern in der vordersten Reihe. Also bei ihm, bei Neumann. Die Stimmung in der Mannschaft sei nicht gekippt in den Wochen der sportlichen Talfahrt, sagt Neumann. Das sei das Naturell des Vereins. Das gehe nur mit einem intakten Team. Neumann erlebte das Innenleben eines Vereins bei früheren Stationen schon anders. Jede Saison ein Kommen und Gehen bei den Spielern. Ein Kommen und Gehen bei den Trainern. Jeder schaue nur auf sich. „Das bringt keinen Spaß“, sagt Neumann.

Und wie lauten die Ziele eines Fußballers, der sportlich schon so viel erlebt hat? Noch einen Landespokal gewinnen. Noch mal am Ende einer Saison zu den ersten fünf Clubs in der Regionalliga gehören. Die großen Vereine ärgern. So wie zuletzt den VfB Lübeck. Und für D/A eine magische Marke knacken. Neumann erzielte für die erste Mannschaft der Spielvereinigung in 187 Spielen bis dato 89 Tore. In seiner gesamten Karriere waren es 191 Treffer. „Elf Tore bis 2022. Das ist zu schaffen“, sagt der Stürmer.