Von der Reiths Sonntagsschuss mit Härte und Gefühl

DROCHTERSEN. Der Fußball-Regionalligist SV Drochtersen/Assel hat seine starke Bilanz gegen den ewigen Aufstiegsaspiranten VfB Lübeck fortgesetzt. Die Kehdinger gewannen vor knapp 900 Zuschauern mit 1:0 nach einem Sonntagsschuss von Nico von der Reith.

Von der Reith hat es schon wieder getan. So ähnlich, wie beim 1:0-Sieg in der Vorwoche gegen Eintracht Norderstedt. Der VfB Lübeck hat sich die Bilder wohl nicht akribisch genug angesehen. Aus 17 Metern Torentfernung zirkelt der 26-Jährige den Ball über die Mauer hoch in die rechte Ecke des VfB-Tores. Sein Winkel zum Tor, in dem er Lübecks Schlussmann Lukas Raeder keine Chance lässt, ist sogar noch schlechter, als im Norderstedt-Spiel. Von der Reith macht es mit dem rechten Fuß. Er trifft den Ball zwischen Spann und Innenseite. Dadurch gibt er dem Ball eine Mischung aus Härte und Gefühl mit auf den Weg. In der 69. Minute bebt die Tribüne des Kehdinger Stadions.

Die Tribüne steht fast auf den Tag genau zehn Jahre. Zur Einweihung Ende Oktober 2009 führte die Spielvereinigung Drochtersen/Assel die Wahl zum Spieler des Tages ein. Zum Jubiläum fällt die Wahl leicht. D/A-Präsident Rigo Gooßen holt sich den Torschützen nach dem Abpfiff nach vorne. „Weil er beim Freistoß solch einen Hammer rausgeholt hat und auch sonst in der Defensive alles rausköpfte, was kam“, sagt der Clubchef.

Ex-Torwart Christoffer Schellin war vor zehn Jahren der erste Spieler des Tages. Edelfan Egon Possel (links) spendiert den Gewählten seitdem jedes Mal 20 Euro.

Von der Reith holt sich den 20-Euro-Schein für den Titel in dieser Saison schon zum zweiten Mal. In der jahresübergreifenden Gesamtbilanz der Wahl zum Spieler des Tages führt Stürmer Alexander Neumann mit sieben Titeln. Drei Mal hat der Verein in dieser Saison nach Heimspielen bislang keinen Spieler nominiert. Das war in der zwischenzeitlichen Schwächephase im September. Das kam der Geldbörse von D/A-Edelfan und Sponsor Egon Possel entgegen. Der spendet nämlich seit Anbeginn der Wahl den Zwanziger und zahlte mittlerweile 1900 Euro. Erstmals an Ex-Torwart Christoffer Schellin nach dem Spiel gegen Göttingen in der Oberliga Niedersachsen.

Lübecker Durststrecke gegen D/A

D/A ist eine der wenigen Mannschaften, die dem VfB Lübeck seit Jahren die Meisterschaft und den möglichen Aufstieg in die 3. Liga vermiest. Seit nunmehr zweieinhalb Jahren schaffte es der VfB, der mit 3,8 Millionen Euro Jahresetat über fast das Zehnfache der Drochterser verfügt, nicht, D/A zu schlagen.

In der neunten Auflage des Duells am Sonntag drücken in der Anfangsphase die Lübecker. Zwei Abschlüsse notieren die Statistiker in 180 Sekunden. Allerdings muss D/A-Torwart Patrick Siefkes nicht wirklich eingreifen. D/A beschränkt sich auf die Defensivarbeit und überlässt dem VfB den Ball und die ungefährlichen Räume im Mittelfeld. Die erste Gelegenheit erspielt sich D/A nach 20 Minuten. Marcel Andrijanic steckt auf Finn Zeugner durch. Der marschiert an der Torauslinie entlang, findet im Zentrum aber keinen Abnehmer. Der Nachschuss von Florian Nagel landet weit drüber.

Beide Mannschaften neutralisieren sich. Lübeck hat die Lufthoheit und gewinnt bei hohen Bällen der Gastgeber die Zweikämpfe. D/A steht in der Defensive ebenfalls sicher. Torraumszenen sind rar. Das torlose Remis zur Halbzeit ist logische Konsequenz des zweikampfbetonten, aber wenig inspirierenden Kicks.

Siefkes pariert harten Freistoß

Zehn Minuten nach der Pause ist Siefkes bei einem harten Freistoß von Ahmet Metin Arslan gefragt. Er pariert zur Ecke. Danach verfehlt Patrick Hobsch bei einem Kopfballversuch das Tor. Zwei Minuten später klärt ein Lübecker Abwehrspieler nach einer Flanke von Jannes Elfers im letzten Moment. Alexander Neumann stand einschussbereit im Fünf-Meter-Raum.

Dann schlägt Nico von der Reiths große Stunde. Der Defensivexperte sagt, er trainiere solche Standards viel. Für die Schüsse legt er Extraschichten ein. Er drapiert ein paar Stangen als Mauer und hängt ein Leibchen ins Tor. Dann steht minutenlang Zielschießen auf dem Trainingsplan. Mal mit Wucht, mal mit Gefühl, mal mit beidem.

„In den letzten Wochen hat das ziemlich gut geklappt“, sagt von der Reith. Gegen Lübeck markiert er sein fünftes Saisontor. „Ich freue mich über das Tor und über die drei Punkte. Wir haben ein Spitzenteam geärgert und geschlagen“, sagt von der Reith.

Lübecker sieht Gelb-Rot

Kurz nach der D/A-Führung dezimiert sich der VfB personell selbst. Das zweite rüde Foul von Daniel Halke ahndet Schiedsrichter Kevin Rosin mit der Gelb-Roten Karte. Nach einer Attacke gegen Elfers schickt Rosin Halke vom Rasen.

In der Schlussphase verteidigt D/A souverän den Vorsprung. Der dritte Sieg in Folge beschert dem Team Rang acht in der Tabelle. „Der Sieg ist nicht unverdient. Die Jungs haben gekämpft bis zum Gehtnichtmehr“, sagt D/A-Trainer Lars Uder. Und von der Reith? Der konzentriert sich jetzt auf sein mannschaftsinternes Ehrenamt als DJ und legt zum Feiern in der Kabine die entsprechende Musik auf.

Die Statistik

Tor: 1:0 (69.) von der Reith

Gelb-Rote Karte:Halke (75., wiederholtes Foulspiel)

SV D/A:Siefkes, Elfers, von der Reith, Behrmann, Rogowski, Zeugner, Andrijanic, Nagel, Owusu (73. Wulff), Shehada (46. Edeling), Neumann (89. Kovacic)

VfB Lübeck: Raeder, Halke, Grupe, Kim, Hoins, Mende, Arslan, Riedel, Deichmann (79. Hebisch), Malone, Hobsch (87. Parduhn)

Schiedsrichter:Kevin Rosin (Assistenten: Jorrit Friedrich Eckstein-Staben und Julius Steinhorst)

Zuschauer: 898

Nächstes Spiel:SV D/A – Hannover 96 II (Fr., 8. November, 19.30 Uhr, Kehdinger Stadion)

Das Tor von Nico von der Reith und weitere Highlights des Spiels könnt Ihr euch auf FuPa nochmal anschauen: https://www.fupa.net/tv/match/sv-drochtersenassel-vfb-luebeck-7745198-168175/

Quelle: Stader Tageblatt