DROCHTERSEN. Nach langer Durststrecke feiert der Fußball-Regionalligist SV Drochtersen/Assel wieder einen Sieg. D/A schlägt den VfB Oldenburg vor 648 Zuschauern mit 5:1. Nach mehr als sechs Wochen ohne Sieg eine Demonstration der wieder erlangten Stärke?
D/A schießt sich gegen den VfB Oldenburg in den ersten 18 Spielminuten den ganzen Frust von der geschundenen Fußballseele. Immerhin warten die Kehdinger seit dem 23. August auf den ersten Pflichtspielsieg. Das war das 2:1 beim Aufsteiger Heider SV. Seither sind sechs sieglose Spieltage in der Regionalliga Nord vergangen, plus die Pokal-Niederlage gegen Eintracht Braunschweig.
D/A-Präsident Rigo Gooßen zieht in der ersten Euphorie verbal einen Schlussstrich unter die sportliche Talfahrt: „Wenn wir denn eine Krise hatten, erkläre ich die hiermit für beendet.“
Und die Protagonisten auf dem Rasen? Da spricht Kapitän Sören Behrmann bereits nach diesem einen Sieg und den respektablen, aber kaum punktebringenden Auftritten der vergangenen drei Wochen von einem „goldenen Oktober“. „Wir wollen eine Serie starten“, sagt Behrmann. Was ein Erfolgserlebnis in den Köpfen alles auslösen kann.

Marcel Andrijanic setzt sich gegen mehrere Oldenburger durch.
Mit dem ersten Schuss aufs Oldenburger Tor markiert Marcel Andrijanic die 1:0-Führung für D/A. Ein sehenswerter Treffer aus gut 20 Metern direkt in den oberen rechten Torwinkel. VfB-Torwart Dominik Kisiel hat keine Chance. Fünf Oldenburger Spieler stehen um Andrijanic herum, stören ihn aber nicht beim Schuss. „Der erste kapitale Fehler“, sagt VfB-Trainer Alexander Kiene. Es bleibt nicht bei diesem einen.
Elf Minuten später schickt Andrijanic Alexander Neumann mit einem hohen Ball. Die Gäste spekulieren auf Abseits und sind den Schritt zu spät, als der Drochterser Torschütze vom Dienst den Ball lässig an Kisiel vorbei über die Linie schiebt. Nach Wiederanpfiff wird es erstmals im Drochterser Strafraum gefährlich. Aber Patrick Siefkes im D/A-Tor pariert den Schuss von Pascal Steinwender sehenswert.
D/A hat noch nicht genug. Florian Nagel setzt sich auf der linken Seite durch und will flanken. Kevin Kalinowski verhindert den Pass. Allerdings regelwidrig mit der Hand. Schiedsrichter André Schönheit entscheidet sofort auf Strafstoß. Nico von der Reith verwandelt sicher. 3:0. Halbzeitstand. Sören Behrmann und Jannes Wulff hatten sogar noch die Möglichkeiten für eine deutlichere Führung.
Erinnerungen an das Pauli-Spiel
Auf der Tribüne werden Erinnerungen wach an das Spiel gegen den FC St. Pauli, in dem D/A auch mit 3:0 führte. Am Ende hieß es 3:3 und die Kehdinger starteten ihre sportliche Talfahrt. Einige Zuschauer sind kurz vorm Déjà-vu, weil Oldenburg Anfang der zweiten Hälfte ein wenig forscher agiert. Kapitän Behrmann verrät, dass er zu keiner Sekunde an diese Partie zurückdachte.
Ein paar Minuten benötigt D/A, um sich nach der Pause auf den höheren Druck der Gäste einzustellen. Doch Finn Zeugner unterbricht den Anflug einer Oldenburger Drangphase jäh mit dem 4:0. Nagel steckt beim Konter rechts durch. Zeugner vollendet souverän. „Dann war Ruhe im Karton“, sagt Behrmann. Die Einstellung habe gestimmt. D/A sei sofort im Spiel gewesen und habe immensen Druck entwickelt. Nach einem Konter in der 51. Minute hat D/A Glück. Kifuta Kiala Makangu verfehlt das Tor.
D/A beschränkt sich in der Folge auf Konter. Einige sind durchaus gefährlich. Aber Alexander Neumann schlägt kein Kapital daraus. Der VfB kann das Ergebnis nach etwas mehr als einer Stunde korrigieren. Aber Dennis Rosin scheitert an Siefkes. Dass der VfB einen gebrauchten Tag erwischt hat, unterstreicht Rosin in der 69. Minute, als er einen Foulelfmeter drei Meter über das Tor gegen den Fangzaun drischt. Kurz danach trifft Ebrima-Dominique Ndure den Pfosten. „Wir haben uns viele Chancen erarbeitet. Wichtig war, dass wir wieder getroffen haben“, sagt Nico von der Reith. D/A hat das Glück wiedergefunden.
Wulff krönt starke Leistung
Und den Spaß am Toreschießen. Jannes Wulff krönt seine starke Leistung mit dem 5:0 in der 76. Minute. „Die frühe Führung hat uns gutgetan“, sagt Wulff. Kompakt habe die Mannschaft gestanden, gute Konter gefahren. „Einen besseren Start in den goldenen Oktober können wir gar nicht haben“, so Wulff.
D/A-Trainer Lars Uder gönnt nach Monaten der Verletzungspause wegen eines Kreuzbandrisses Hassan El-Saleh einen Kurzeinsatz. Aber wenn der kurz vor Schluss aus spitzem Winkel auch noch getroffen hätte, D/A hätte sein Glück womöglich überstrapaziert. Die Fans feiern trotzdem. Da stört auch der Anschlusstreffer zum 1:5 durch Steinwender nicht mehr.
Lars Uder lob die Art und Weise des Sieges, die Leidenschaft in der Abwehrarbeit, die Eiseskälte, mit der seine Spieler ihre Chancen veredelt hätten. Daran wolle D/A anknüpfen am nächsten Spieltag bei der Zweiten vom HSV.
Die Statistik
Tore:1:0 (5.) Andrijanic, 2:0 (15.) Neumann, 3:0 (18., HE) von der Reith, 4:0 (49.) Zeugner, 5:0 (76.) Wulff, 5:1 (81.) Steinwender
D/A:Siefkes, Zeugner, Giwah, Behrmann, Elfers (46. Owusu), von der Reith, Andrijanic, Nagel, Wulff, Edeling (42. Kovacic), Neumann (75. El-Saleh)
VfB Oldenburg: Kisiel, Ndure (77. Richter), Herbst, Kalinowski, Temin, Matern, Evers, Erdogan (34. Rosin), Bytyqi, Steinwender, Makangu (66. Lukowicz)
Schiedsrichter:André Schönheit (Assistenten: Tim Lahse und Simon Schleupner)
Zuschauer:648
Nächstes Spiel: Hamburger SV II – SV D/A (Sonnabend, 12. Oktober, 13 Uhr, Wolfgang-Meyer-Stadion, Hamburg)
Quelle: Stader Tageblatt