Sensation bleibt aus: Drochtersen/Assel verliert mit 0:5 gegen Schalke

DROCHTERSEN. SV Drochtersen/Assel empfängt den Bundesligisten FC Schalke 04 im Erstrundenspiel des DFB-Pokals. 2016 gegen Borussia Mönchengladbach und 2018 gegen den FC Bayern München verlor D/A nur mit 0:1. Dieses Mal wurde es ein klares 0:5 – entgegen der Hoffnung aufseiten der Fans.

Auf dem Weg ins Kehdinger Stadion ist die Erwartungshaltung an allen Ecken wahrnehmbar. „Ich habe ein ganz gutes Gefühl“ oder „Schalke ist zu packen“ oder „D/A hat eine reelle Chance“ sind Sätze, die in dem Menschenandrang zu hören sind. Die D/A-Fans hoffen und glauben. Schalke ist schließlich nicht der FC Bayern München. Die meisten kennen aus der Mannschaft von Trainer David Wagner höchsten Stürmer Guido Burgstaller und Daniel Caligiuri. Torhüter Alexander Nübel hat sich noch einen Namen gemacht, kürzlich bei der U21- Europameisterschaft.

Trainer Lars Uder kennt die gesteigerte Erwartungshaltung. Davon lässt er sich natürlich nicht anstecken. Gegen den klaren Favoriten vertraut er in dem dritten DFB-Pokalauftritt folgenden Spielern in der Startelf: Torhüter Patrick Siefkes, Kapitän Sören Behrmann, Liam Giwah, Nico von der Reith, Jannes Elfers, Ashton Götz, Jan-Ove Edeling, Oliver Ioannou, Marcel Andrijanic, Alexander Neumann und leicht überraschend Dimitri Fiks, der mit Behrmann und Giwah mittig in der Fünferkette spielt. Mit einem 5-4-1 will D/A den Favoriten in Schach halten.

Der FC Schalke 04 unterschätzt den Underdog nicht und geht von Anfang an sehr konzentriert zu Werke. „Hier hatten es schon ganz andere Mannschaften sehr schwer“, sagt Schalke-Trainer Wagner später auf der Pressekonferenz und meint eben den großen FC Bayern München. Schon in der 2. Minute brennt es im D/A-Strafraum nach einer Ecke. D/A kann nur zwei Minuten ein kleines Ausrufezeichen setzen: Elfers fängt auf der linken Seite einen Pass ab und schaltet den Turbo ein, passt auf Neumann, der den Abschluss sucht. Ein Torschuss geht in die Statistik ein. Das Publikum hofft auf das mögliche Wunder, und wird gefüttert. In der 11. Minute wird Andrijanic per Foul im Mittelfeld gestoppt. Ioannous Freistoß wird zur Ecke geklärt. Schalke kontert anschließend und Elfers ist zur Stelle, unterbunden, Applaus.

Torjubel auf den Lippen

In der 18. Minute vernascht Edeling die Schalker Profis Caligiuri und Mascarell im Doppelpack, flankt auf Behrmanns Kopf, der abgewehrte Kopfball landet bei von der Reith, der von rechts gefährlich vors Tor passt, wo Behrmann abermals knapp verpasst. Das war eine Großchance. Das aufgesprungene Publikum hatte den Torjubel schon auf den Lippen. „Wenn wir da das Tor machen“, trauert Andrijanic nach dem Spiel dieser Chance nach.

In der 17. Minute hat Neumann den Ball im Schalker Strafraum, verdaddelt aber. D/A spielt mit. In der 20. Minute hat D/A dann mächtig Glück: Kenny setzt sich über die rechte Angriffsseite durch und flankt butterweich auf Harit, dessen Volleyabnahme an der Strafraumgrenze an den Innenpfosten knallt. Drei Minuten später ist es abermals Harit, der gefährlich abschließt. Der Bundesligist dominiert nun. In der 24. Minute befreien sich die Drochterser aber mit feinem Kurzpassspiel aus der Bedrängnis und Götz kann von Mascarell nur gelbwürdig gestoppt werden. Danach kann sich D/A kaum noch entlastend aus der eigenen Hälfte spielen. Die Königsblauen drücken auf die Führung. Siefkes ist zur Stelle, oder irgendein D/A-Spieler blockt die Abschlüsse.

In der 33. Minute dann der Schreckmoment: Siefkes trifft beim Ballwegfausten Behrmann am Kopf. Der Kapitän ist kurz k.o. und wird vom Platz getragen. Für ihn kommt Laurens Rogowski. In der 40. Minute kann Götz kontern, wird aber gestoppt. In der 43. Minute schaltet Elfers mal wieder den Turbo ein, kann nur durch ein Foul von Kenny gestoppt werden. D/A ist wieder munter im Spiel.

Und dann setzt sich Serdar rechts im Strafraum gegen Elfers und Giwah durch, passt ins Zentrum, wo Skrzybski nur noch einschieben muss. 0:1. Schalke hat geschafft, was Mönchengladbach und Bayern nicht geschafft hatten: die Führung vor der Pause. „Das Tor kam aus dem Nichts“, sagt Andrijanic, „Schalke hatte auch das Spielglück.“

D/A macht in der zweiten Halbzeit Druck

Nach dem Seitenwechsel entfacht D/A kurz mit Mut und Wucht ordentlich Druck. In der 48. Minute köpft von der Reith wuchtig ein zum 1:1 nach einem Freistoß von Ioannou. Der Jubel wird aber jäh unterbrochen. Der Linienrichter hat Abseits erkannt. Das Tor zählt nicht. „Ich hatte ein gutes Gefühl“, sagt von der Reith, aber die Fernsehbilder sind eindeutig. „Wenn wir da das 1:1 schaffen“, trauert Andrijanic dem aberkannten Tor nach.

Dann übernimmt Schalke wieder das Kommando auf dem Platz. In der 61. Minute kann Fiks nicht per Kopf klären, köpft Burgstaller vor die Füße und der Torjäger platziert den Ball unhaltbar zum 0:2 ins kurze Eck. Fiks ist nach dem Spiel untröstlich deshalb. Andrijanic und Neumann sagen nach dem Spiel: „Das Tor hätte gar nicht fallen dürfen, weil vor dem Angriff Neumann klar gefoult wurde.“

In der 64. Minute bekommt Ioannou den von Schalkes Torhüter Nübel den Ball in den Fuß gespielt, traut sich aber nicht, sofort den Abschluss aufs leere Tor aus mehr als 20 Metern zu versuchen. „Ich habe zwei Spieler ins Tor laufen sehen und wollte eine Chance kreieren“, sagt er.

Kritik am Schiedsrichter

Danach spielt Schalke souverän das eigene Spiel runter. Das gefällt Trainer Wagner. „Wir sind beharrlich geblieben.“ Seine Mannschaft habe das Pokalspiel konzentriert angenommen. Ioannou foult Harit dann an der Strafraumkante. Elfmeter. Caligiuri verwandelt zum 0:3. (70.). „Ich denke nicht, dass das ein Elfer war“, sagt Ioannou, der die schwache Leistung von Schiedsrichter Michael Bacher wie alle D/A-Spieler tadelt, darin aber keine Ausrede sucht. „Da war die Messe gelesen“, sagt Andrijanic. Das Publikum hofft auch nicht mehr. Nur ein Tor für D/A, das ist noch der Hoffnungsschimmer.

In der 74. Minute erzielt der eingewechselte Mercan das 0:4. Die Schalker-Fankurve singt, dass der FC Deutscher Meister wird und den Pokal holt. Ihr Team spielt, D/A läuft hinterher. Und es wird noch bitterer für D/A. In der 83. Minute erzielt Burgsteller nach einer feinen Hackenablage sogar noch das 0:5.

In dem DFB-Spiel, vor dem die Fans die größten Hoffnungen auf  die Sensation hatten, in dem war der Bundesligist die Nummer zu groß. „Die haben schon ganz schön Tempo gemacht“, sagt Torhüter Siefkes, und fünf Tore seien eigentlich normal gegen einen Bundesligisten. Trainer Uder ist mit der Leistung zufrieden. In der ersten Halbzeit habe D/A es hervorragend gemacht, hätte nur die Konter besser ausspielen können. „Wir haben super gegen den Ball gearbeitet“, sagt Uder. In der zweiten Halbzeit habe D/A seinen Plan nicht mehr umgesetzt. „Wir haben zu schnell die Bälle verloren“, sagt Uder. Da habe sich der Klassenunterschied dann gezeigt. 

Quelle: Stader Tageblatt