Fußball-Deutschland lobt die Kicker aus Drochtersen

DROCHTERSEN. Ganz Fußball-Deutschland kennt den Regionalligisten SV Drochtersen/Assel seit der 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern München im DFB-Pokal. Die Presse schrieb von furchtlosen Studenten und Handwerkern, und dass D/A keine Spaßmannschaft sei. Die Presseschau.

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Süddeutsche Zeitung: Überm Strich ein bisschen peinlich

Die Stimmung glich der auf einer Kirmes, „Das Jahrhundertspiel“ stand auf der Stadionzeitung, der Stadionsprecher hatte sich Verstärkung vom örtlichen Radiosender geholt. DJ Jürgen spielte Schlager, eine Band sang gar ein eigens für diesen Tag geschriebenes Lied: „Wo man stolz ist, ein Dorfverein zu sein.“ Es gehört auch zur Geschichte, dass die SV D/A Regionalliga-Zweiter ist, keine Spaßmannschaft.

Spiegel Online: „Das kleine Zittern der Großen“

Tags zuvor hatte sich Kovac noch als Liebhaber des DFB-Pokals geoutet. „Das kleine Zittern der Großen vor einer Blamage gefällt jedem. Das soll so bleiben“, sagte er. „Und Überraschungen sind immer gut im Fußball.“ Nach dem Spiel in Drochtersen bekannte Kovac, dass er heilfroh gewesen sei, als es 1:0 stand. Und die Regionalligisten? Die sind bei ihrem „Jahrhundertspiel“ um ihr Leben gelaufen.

Bild: Kovac lobt die starken Drosseln

Was kann die Bundesliga von unterklassigen Klubs lernen? Die Tipps von D/A-Trainer Lars Uder: „Sie sind zu schlagen. Mit Beton anrühren und Mannschaftsbus vor dem Tor parken.“ – „Die Reihen müssen sehr eng stehen, weil Bayern unheimlich schnelle Spieler hat.“

kicker.de: Stolzes Drochtersen: „Es war eine grandiose Leistung“

Als die 90 denkwürdigen Minuten um waren, wurden aus den unbequemen Widerstandskämpfern leidenschaftliche Bewunderer. Während der Partie hatten die Kicker von D/A den Stars des FC Bayern einen erbitterten Kampf geboten, danach schlüpften sie in die Rollen der Souvenirjäger: Trikots wurden getauscht und unterschrieben, Marcel Andrijanic ließ sich von Niko Kovac gar seinen Schuh signieren.

Strittig vor dem 0:1: Franck Ribérys Hand landet an Meikel Klees Kopf.

NDR.de: Nur 0:1 – Drochtersen nervt die Bayern lange

Pech für D/A, dass Schiedsrichter Siewer einen Gesichtswischer von Vorlagengeber Franck Ribéry an Meikel Klee nicht als Foul gewertet hatte. Dennoch verließen die Gastgeber das Spielfeld erhobenen Hauptes – sie hatten den großen Favoriten wie angekündigt lange genervt und wurden von ihrem Publikum dafür mit viel Applaus bedacht.

Abendzeitung München: Lewandowski verhindert Total-Blamage in Drochtersen

Doch die Studenten und Handwerker des Regionalligisten zeigten keinerlei Furcht vor den großen Namen aus München, sie warfen sich in jeden Zweikampf und Schuss. Franck Ribéry brauchte bei der Vorlage zum Siegtreffer schon einen Augenwischer, um Drochtersens Rechtsverteidiger Meikel Klee abzuschütteln.

Hamburger Morgenpost: Der gefühlte Sieg

Während die Bayern freundlich winkend zum Bus trotteten, bildeten sich um die Amateure Schlangen. Jeder wollte einen Wortfetzen aufschnappen von den elf Beinahe-Helden aus der 11 000-Seelen-Gemeinde.

D/A-Kapitän und Bayern-Fan Sören Behrmann ist seit dem Pokalspiel am Sonnabend glücklicher Besitzer des Trikots von Verteidiger Mats Hummels. Am Tag danach schickte der Drochterser via Instagram eine private Nachricht an den Nationalspieler. Hummels, der sich in dem sozialen Netzwerk den Nickname „aussenrist15“ gegeben hat, meldete sich umgehend und bekannte, dass Behrmann und D/A dem FC Bayern „das Leben echt schwer gemacht“ hätten. Öffentlich schrieb Hummels: „Klassischer Pokalfight – Respekt an den SV Drochtersen/Assel für den Kampf heute“.

Quelle: Stader Tageblatt