Ein Pfiff bringt bei D/A alle auf die Palme

DROCHTERSEN. Der Fußball-Regionalligist SV Drochtersen/Assel hat am Sonnabend vor 702 Zuschauern sein Heimspiel gegen den VfB Oldenburg mit 0:1 verloren. Ein umstrittener Elfmeter entschied das Spiel und erhitzte entsprechend die Gemüter.Es läuft die 61. Spielminute. Nach einem Einwurf von der linken Seite gelangt der Ivorer in Diensten des VfB Oldenburg, Hugo Magouhi, im Strafraum an den Ball. Hinter Magouhi steht D/A-Kapitän Meikel Klee, der versucht, den Stürmer vom Ball zu trennen. Magouhi fällt. Er würzt seinen Sturz mit einer gehörigen Portion Theatralik und hat während des Fallens noch die Zeit, um in Richtung Schiedsrichterin Susann Kunkel zu sehen. So deuten es jedenfalls die bewegten Bilder aus dem Internet-Livestream an. Die Unparteiische pfeift und zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt. Magouhi wälzt sich auf dem Rasen. Ob er wirklich derart große Schmerzen hat, bleibt sein Geheimnis.

Die Drochterser Spieler protestieren wütend. Die Zuschauer toben. Klee kassiert die Gelbe Karte, D/A-Torwart Philipp Kühn ebenso. Ahmet Saglam verwandelt den Elfmeter, während Magouhi draußen betreut wird. Zum Wiederanpfiff steht der Offensive wieder auf dem Platz, als sei nichts gewesen. Das bringt die Drochterser Fans auf der Tribüne erst recht auf die Palme. Bei jedem Ballkontakt pfeifen sie Magouhi fortan gnadenlos aus.

In der Pressekonferenz wirft Oldenburgs Trainer Stephan Ehlers den Drochterser Anhängern „rassistische Beleidigungen“ vor. D/A-Präsident Rigo Gooßen weist die Vorwürfe entschieden zurück. Gooßen kontert mit dem großen Polizeiaufgebot von 40 Beamten im Stadion, weil die Partie aufgrund der Oldenburger Beteiligung als Risikospiel eingestuft ist. D/A benötige dagegen keine Einsatzkräfte.

Acht Gelbe Karten

Spätestens nach dem Elfmeter ist Feuer im Spiel. Susann Kunkel verteilt insgesamt acht Gelbe Karten in 90 Minuten. Fast jeden etwas härter geführten Zweikampf begleiten die Oldenburger Spieler mit Schmerzensschreien. Sie bleiben lange liegen, lassen sich bei ruhenden Bällen und bei Auswechslungen endlos viel Zeit. Aber so ist das Geschäft. Das hätte D/A genauso praktiziert, um die Uhr einigermaßen gefahrlos runterlaufen zu lassen. „Das haben sie clever gemacht“, sagt D/A-Trainer Enrico Maaßen. Aber beim Publikum schürt das den Unmut.

Meikel Klee verlässt zehn Minuten nach seinem vermeintlichen Foulspiel an Magouhi den Platz. Er klatscht verhalten ab, zieht sich die Trainingsjacke über und schimpft schließlich wie ein Rohrspatz. Klee stößt nach dem Abpfiff stinksauer eine Werbebande um, die neben der Auswechselbank steht. Sagen will er direkt nach dem Spiel nichts, lieber nicht. Mit ein wenig Abstand am Sonntag erklärt Klee, dass eine „leichte Berührung“ dagewesen sei. „Aber nicht so, dass man zwingend einen Elfmeter geben muss.“ Aber Magouhis Reaktion sei überzogen gewesen.

Bitter macht die Niederlage aus D/A-Sicht, dass der VfB Oldenburg aus dem Spiel heraus keine einzige Torchance kreiert. Offensiv findet der VfB eigentlich nur in den ersten zehn Minuten statt, in denen er sich drei Ecken in Folge erspielt, die aber harmlos verpuffen. Ansonsten spielt D/A. Allerdings in der ersten Halbzeit nur mit einigen Halbchancen. Geblockte Schüsse von Jannes Elfers, Marius Winkelmann und Marcel Andrijanic. Ein Kopfball von Matti Grahle streift am Pfosten vorbei, ein Schlenzer von Elfers landet im Fangzaun. Die beste Gelegenheit hat Andrijanic nach dem Seitenwechsel. Sein Flachschuss in der 54. Minute hält VfB-Schlussmann Hrvoje Bukovski. Wie schon so häufig beklagt D/A-Trainer Maaßen die Effektivität vor dem Tor, die mangelnde Chancenverwertung.

Niederlage selbst verschuldet

„Dieses Spiel darfst du nie verlieren“, sagt Maaßen. Aber die Niederlage müsse sich D/A schließlich selbst ankreiden. Die Genauigkeit und ein bisschen auch die Qualität hätten gefehlt. Maaßen: „Ich bin richtig bedient. Das müssen wir erstmal verdauen.“

Viel Zeit bleibt nicht. Bereits am Mittwoch spielt D/A um 19 Uhr beim Tabellenführer Hamburger SV II. Die Partie gilt als Generalprobe für das Spiel des Jahres. Am Dienstag nach Ostern empfängt Drochtersen im Landespokal-Halbfinale den Drittligisten VfL Osnabrück und will sich für das Endspiel und damit für die erste Hauptrunde des DFB-Pokals qualifizieren.

Die Statistik

Tore: 0:1 (61., FE) Saglam.

SV Drochtersen/Assel: Kühn, Klee (72. Stöhr), Rogowski, Mau, Fiks, Grahle, Winkelmann, Ioannou (86. Sören Behrmann), Elfers, Andrijanic (64. Pini), Neumann.

VfB Oldenburg:Bukovski, Lachm, Papachristodoulou (83. Aalto), Richter, Erdogan, Temin, Tönnies, Saglam, Fazlic (87. Siala), Bastürk, Magouhi (90+1. Lingerski).

Schiedsrichterin:Susann Kunkel, Assistenten: Matz Lennart Simon und Tom-Lennart Maschmann

Zuschauer: 702

Nächstes Spiel: HSV II – SV D/A (Mittwoch, 28. März, 19 Uhr).

Quelle: Stader Tageblatt