Positive Wende beruhigt den D/A-Chef

DROCHTERSEN. Ein wenig beunruhigt war der Präsident der SV Drochtersen/Assel, Rigo Gooßen, nach den ersten acht Spielen. Heute ist er entspannt und spricht im TAGEBLATT über das anspruchsvolle Publikum, Stadionpläne und den durch Verletzungspech gebeutelten Kader.

Herr Gooßen, waren Sie am Anfang der Saison ein wenig beunruhigt? Die Ergebnisse stimmten nicht und D/A stand am achten Spieltag nur auf Rang 15.

Gooßen: Ja. Das war ich. Ich habe ja kein Geheimnis davon gemacht, dass ich mit dem Saisonstart nicht zufrieden war. Ich bin froh, dass das eine sehr positive Wende genommen hat.

Wann ist der Knoten geplatzt?

Das ist damit einhergegangen, dass wir etwas mutiger agiert haben.

Jetzt steht D/A im Mittelfeld der Tabelle. Wobei sich viele Mannschaften im Mittelfeld drängen. Aber auf den ersten Abstiegsplatz beträgt der Vorsprung zehn Punkte. Ist das Ihr Anspruch?

Ich bin mit dem Verlauf der Hinserie sehr zufrieden. Es war immer unser Ziel, uns in der Regionalliga zu etablieren. Das ist uns in der ersten Saison über die Maßen gut gelungen. Viele haben uns im zweiten Jahr, auch wegen des Saisonstarts, im Abstiegskampf gesehen. Das ist nicht passiert. Und wir sind jetzt im gesicherten Mittelfeld. Unser Anspruch ist es, Drochtersen/Assel dauerhaft in der Regionalliga zu halten.

Ist ein sicherer Mittelfeldplatz auch der Anspruch des Publikums? Im Schnitt kamen in der Hinrunde 907 Zuschauer ins Kehdinger Stadion. In der vergangenen Saison waren es noch knapp über 1000.

Das liegt auch ein bisschen daran, dass wir in der vergangenen Saison auch einige einmalige Dinge dabei hatten. Beim Spiel gegen St. Pauli kamen knapp 3000 Zuschauer. Ich schaue vielmehr auf die Zufriedenheit der Zuschauer. Die letzten Heimspiele haben dem Publikum sehr gut gefallen. Es stimmt mich zufrieden, dass wir im Moment auf dem Weg sind, im Kehdinger Stadion eine Macht zu werden. Ich war schon immer ein Freund davon, zu Hause zu zeigen, was man kann. Und das gelingt uns in dieser Saison.

Vor einigen Jahren haben wir uns an dieser Stelle darüber unterhalten, dass D/A auswärts stärker war als im eigenen Stadion.

Das war in der Vergangenheit ein D/A-Problem. Aber jetzt agieren wir mutig und ich bin froh, dass die sportliche Leitung der Mannschaft eine andere Vorgabe gemacht hat.

Machen Ihnen die Pläne des DFB und der Bundesliga Sorgen, Fußball am Wochenende noch weiter aufzufächern und fernsehgerechter zu machen?

Das ist immer eine Konkurrenz. Das missfällt dem Amateurbereich. Aber ich glaube, uns kann es gelingen, mehr Zuschauer für den Amateurbereich zu interessieren, weil das der ehrlichere Fußball ist. Alles was von der Fifa, von der Uefa und dem DFB gemacht wird, ist darauf ausgerichtet, noch mehr Geld zu verdienen. Ich weiß nicht, ob das dauerhaft vom Zuschauer und vom Fußballfan akzeptiert wird.

Gibt es Pläne für das letzte Heimspiel des Jahres gegen den ETSV Weiche Flensburg?

Wir haben traditionell die Wahl zum Fußballer des Jahres. Sonst gibt es keine Pläne. Wir wollen das Spiel genießen. Wir haben einen sehr schweren Gegner mit Flensburg. Aber dann wollen wir uns gemeinsam erinnern an ein überragendes D/A-Jahr, das beste der Geschichte. Leider haben wir uns in dieser Saison im Landespokal ziemlich dumm angestellt gegen Wunstorf und sind frühzeitig ausgeschieden. So gibt es vorerst keine Wiederholung. Aber durch die Qualifikation für den DFB-Pokal sind wir bekannt geworden, wie kaum ein zweiter Verein aus der Region. Das war einfach toll.

Gibt es Visionen dahingehend, dass D/A die Heimspiele noch mehr zum Erlebnis macht? Gibt es Pläne für das Stadion?

Nicht konkret. Es gibt Dinge, die man besser machen kann. An erster Stelle steht attraktiver Fußball. Was nützen dem HSV Events, wenn er mit diesen Events absteigt? Wir müssen versuchen, den Amateurfußball dahingehend zu prägen, dass auch noch andere Schichten Bock haben, ins Stadion zu kommen. Das gelingt uns schon ganz gut. Wir haben einen hohen Anteil an Frauen, die sich die Spiele ansehen. Das ist nicht überall so.

Wird es bauliche Veränderungen im Stadion geben?

Ganz konkret nicht. Sicherlich träumen wir davon, diese Tribünen, die wir einmalig für das Pokalspiel gegen Gladbach eingesetzt haben, in kleinerer Form auch mal auf Dauer zu haben. Da gibt es Ansätze. Wir schauen genauer hin auf dem Markt. Wenn wir etwas Geeignetes finden, wollen wir die Sitzmöglichkeiten für unsere Zuschauer verbessern.

Stichwort Trainingsmöglichkeiten. Der alte Kunstrasenplatz ist nicht mehr der Beste. Trainer Enrico Maaßen nennt ihn gern mal Parkplatz. Was bringt der neue Hybridrasen in Assel für Möglichkeiten?

Dass in Assel eine tolle Sache entstanden ist, ist jedem bewusst. Im Frühjahr ist er vollständig fertig. Wir können ihn aber jetzt schon nutzen. Das ist eine sehr gute Alternative. Beim Kunstrasen in Drochtersen müssen wir nachbessern. Zudem werden wir im Kehdinger Stadion im Frühjahr eine weitere Trainingsfläche schaffen.

Ist der schlechte Kunstrasenplatz in Drochtersen vielleicht auch ein Grund dafür, dass D/A in dieser Saison so viele Verletzte zu beklagen hatte?

Nein, das glaube ich nicht. Denn im letzten Jahr hatten wir so gut wie keine Verletzten. Und die Bedingungen waren die selben. Das hat damit nichts zu tun. Wir haben ganz ordentliche Bedingungen. Die Mannschaft trainiert ja auch häufig auf dem Ligaplatz. Aber die sportliche Leitung hat natürlich das Recht darauf hinzuweisen, dass sie Verbesserungen wünscht. Das liegt ja in der Natur der Sache.

Was die Verletzungen angeht, ist D/A an seine Grenzen gestoßen. Der Kader schrumpfte. Wollen Sie personell nachbessern?

So viele Verletzte waren nicht normal. Der Kader insgesamt ist in seiner Größe völlig ausreichend. Erfreulich ist doch, dass wir trotz der Vielzahl der Verletzten so erfolgreich gespielt haben. Das zeigt, dass wir einen sehr ausgeglichenen Kader haben. Selbst der Trainer hatte zum Schluss keine Angst mehr, wenn vermeintliche Stammspieler ausgefallen sind. Der Kader ist in der Breite gut aufgestellt.

Und an der Spitze. Wollen Sie da nachlegen?

Wenn, dann vielleicht in der Spitze. Das wurde uns ja eingeredet. Dann schossen wir auch keine Tore. Aber jetzt schießen wir wieder Tore. Solch ein Kader verändert sich eben. Er wird sich auch zur neuen Saison verändern. Im Sommer laufen einige Verträge aus. Da müssen wir uns im Winter Gedanken machen, wie wir D/A 2017 positionieren. Da wird es Veränderungen geben. Wenn uns im Januar einer über den Weg läuft, warum sollen wir dann bis Juni warten? Aber das muss passen.

Ein Blick auf den Gesamtverein. Die zweite, dritte und vierte Mannschaft haben es in ihren Ligen ziemlich schwer und spielen gegen den Abstieg. Wie wollen Sie dagegensteuern?

Das müssen wir natürlich tun. Es ist für die Erste wichtig, dass der Unterbau so hochklassig wie möglich spielt. Spieler aus der Ersten unten aushelfen zu lassen, war uns nur aufgrund der vielen Verletzten kaum möglich. Aber darauf liegt unser Augenmerk. Ziel muss sein, dass diese Mannschaften die Klassen halten. Aber diese Leistungsenge in einem Verein ist auch schwierig. Es kann mal unglücklich laufen und eine Mannschaft steigt ab. Dann steigen die Teams darunter auch ab. Das wäre sehr ärgerlich, ist aber nicht auszuschließen. Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden. Überall wird engagiert gearbeitet.

Wo steht D/A im Mai 2017?

Es wird nicht einfach, aber D/A II bis IV werden die Klassen halten. D/A I kann sich in der Tabelle noch verbessern. Nach dem holprigen Saisonstart ist da noch Luft gegen einige Gegner. Wenn das nicht so wäre, wäre das auch kein Beinbruch.

Spiel gegen Flensburg

Vor dem letzten Heimspiel des Jahres gegen den Tabellendritten der Fußball-Regionalliga, ETSV Weiche-Flensburg, reißen die schlechten Nachrichten bei D/A nicht ab. Mittelfeldspieler Marius Winkelmann hat sich den Fuß gebrochen. Er bestritt bereits zwei Partien mit der Verletzung. „Ich gehe davon aus, dass er gegen Flensburg nicht spielt“, sagt Trainer Enrico Maaßen. Spieler aus der zweiten Reihe müssten ihre Chance auf Einsatzzeiten nutzen und mutig agieren, wenn sie auf dem Rasen stehen. „Wir müssen als Team noch weiter zusammenrücken und dürfen keine Ausreden gelten lassen“, sagt Maaßen. Flensburg käme als Gegner derzeit sehr gelegen, weil D/A nichts zu verlieren habe. Neben Meppen und Lübeck zählt Maaßen den ETSV zu den besten Teams der Liga. Flensburg hat sich mit zwei Leihgaben des Drittligisten Holstein Kiel verstärkt. Einer davon, René Guder, ist mit elf Treffern bester Torschütze der Regionalliga. Die Partie gegen Flensburg beginnt am Sonntag um 14 Uhr.

Quelle: Stader Tageblatt